So sieht der Arbeitsplatz von Michael Heimer (rechts) aus. Der Entwicklungs­ingenieur und auch Pascal Kreft (Zweiter von rechts) haben nach ihren dualen Studien­gängen feste Anstellungen bei der Hüing­hauser Firma Tecken­trup erhalten.

Geld verdienen und studieren zugleich: ein Erfolgsmodell

HERSCHEID. Duales Studium: Michael Heimer ist Teckentrups Prototyp - weitere folgen. Die Firma Teckentrup befindet sich in einer für heutige Verhältnisse ungewöhnlich positiven Ausgangslage: Sie hat keine Probleme damit, wichtige Fachkräfte zu finden. Bei der Suche setzt das Hüinghauser Unternehmen auch auf eine Ausbildungsmöglichkeit, die von vielen anderen Firmen bislang nicht genutzt wird.

Duales Studium: Michael Heimer ist Teckentrups Prototyp - weitere folgen

Im Jahr 2003 hat Thomas Volborth die Geschäftsleitung der Firma übernommen. Seinerzeit arbeiteten noch 110 Personen für Teckentrup. Aufgrund wichtiger strategischer Entscheidung und der Spezialisierung zu einem Unternehmen für Präzisionsblechumformung wuchs dieses an - auf inzwischen 230 Mitarbeiter. Eines der zentralen Themen dieser beachtlichen Entwicklung war die Ausbildung von Fachkräften. Dabei setzt Teckentrup seit zehn Jahren auf das duale Studium (siehe Info-Telegramm). „Dieses bietet uns die Möglichkeit, wichtige Stellen intern zu besetzen”, erklärt Volborth.

Der Prototyp auf diesem Gebiet für Teckentrup heißt Michael Heimer. Der Lüdenscheider entschied sich nach seinem Abitur an der Gesamtschule für eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker und parallel zu einem Maschinenbau-Studium an der Fachhochschule Südwestfalen. „lch wollte Geld verdienen und studieren zugleich”, erklärt der heute 29-Jährige. Dieser Wille, unabhängig zu sein, verlangte ihm einiges ab. Fünf Jahre lang galt es nach der betrieblichen Ausbildung zu pauken. Das war nicht immer leicht, viele private Dinge mussten hinten angestellt werden. Doch rückwirkend betrachtet hat sich dieser Schritt gelohnt: Inzwischen ist Michael Heimer Entwicklungsingenieur und fester Bestandteil von Teckentrup.

Aufgrund der guten Erfahrungen mit Michael Heimer folgten weitere „Dual-Studenten”. Einer davon ist Pascal Kreft. Der 22-Jährige gibt einen Einblick in seinen Arbeitsalltag: Von 6 bis 14 Uhr arbeitet er als Werkzeugmechaniker bei Teckentrup. Nachmittags wird dann drei bis vier Stunden gelernt; in Klausurphasen erhöht sich dieses Pensum deutlich. „lch wollte mich selbst verwirklichen und das ist mir gelungen”, erklärt Kreft.

Info-Telegramm

Passgenaue Akademiker
„Die Verzahnung von Theorie und Praxis ist die Stärke”, meint Volker Finkeldei, Berufsberater für akademische Berufe der Agentur für Arbeit Iserlohn. Denn das duale Studium kombiniere ein Hochschulstudium mit praktischen Einheiten im Ausbildungsbetrieb. Studierende erhalten in der Regel eine Ausbildungsvergütung oder ein Stipendium für ihre Arbeit im Unternehmen. Für den Betrieb biete diese Form der Ausbildung ein Plus an Effektivität: „Denn es werden passgenaue Akademiker ausgebildet”, erklärt Volker Finkeldei.

Teckentrup ist der einzige Arbeitgeber in Herscheid, der seinen Mitarbeitern duale Studien ermöglicht und dies auch der Agentur für Arbeit gemeldet hat. Warum sich andere Unternehmen davor scheuen, ist unbekannt. Thomas Volborth ist von dem System jedenfalls überzeugt. Er weiß aber auch, dass nicht alle Bewerber dafür geeignet sind. Das Auswahlverfahren sei deshalb umso wichtiger. Dabei sei nicht die Schulnote ausschlaggebend, sondern vielmehr die Persönlichkeit. Eine gesunde Portion Demut, die Fähigkeit, strukturiert arbeiten zu können, und Fleiß seien wichtig; Arroganz sei hingegen fehl am Platz. ln mittelständischen Unternehmen wie Teckentrup komme es auf gute Zusammenarbeit an. „Das ist wie bei einem guten Cocktail - die Mischung muss stimmen”, vergleicht Volborth. dg

Bericht der Herscheider Nachrichten vom 23.07.2014

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